Berufung Tierliebe – Interview mit Alexandra Gillich-Brandstätter

Wenn ich meine Kund:innen nach ihrer Berufung frage, ist die häufigste Antwort: „Ich möchte mit Tieren arbeiten.“ Frage ich dann nach, was genau sie sich denn vorstellen, dann kommt meistens: „in Schönbrunn“. An diesem Punkt ist für mich eindeutig, dass es keine konkreten Vorstellungen zu Berufen mit Tieren gibt und Tierliebe das vorherrschende Motiv ist. Was vielen tierliebenden Menschen nicht klar ist: Die Arbeitsmöglichkeiten mit Tieren gehen über Tiere streicheln und versorgen weit hinaus und nicht jede Arbeit mit Tieren ist zum Wohl der Tiere (z.B. Tiertransporte, Fleischverarbeitung).

In meinem Podcast „Baba Hamsterrad, Servus Berufung“ habe ich deshalb Alexandra Gillich-Brandstätter zum Interview gebeten. Als Tierärztin, Hundefriseurin, Reitpädagogin und Pferdegestützte Coachin hat sie eine beeindruckende Expertise im Bereich der Arbeit mit Tieren. Als Tierärztin führt sie ihre Kleintierpraxis in Ligist in der Steiermark und außerdem hat sie auch eine Ausbildung als Hundefriseurin, was sich mit der tierärztlichen Tätigkeit gut verbinden lässt. Durch die Erfahrungen, die sie mit Reitpädagogik bei ihren Kindern gemacht hat, hat sie sich selbst zur Reitpädagogin und Reittherapeutin ausbilden lassen. Bei der Arbeit mit Kindern und ihren 7 Islandpferden war dann schnell klar, dass es klug wäre auch die Eltern einzubeziehen und so kam sie zum Pferdegestützten Coaching. Da man in Österreich für Coaching eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin braucht, hat sie auch diese Ausbildung noch angeschlossen und anschließend sogar ein Buch geschrieben. Als Motiv für ihre Berufung gibt sie an, dass sie den Tieren etwas zurückgeben wollte, dass ihr die Tiere in ihrer Kindheit gegeben haben und sie zudem Kinder stärken wollte.

Lass uns nun genauer betrachten, welche Ausbildungen die Berufung Tierliebe erfordern und welche Höhen und Tiefen diese Berufe mit sich bringen.

Als Tierärzt:in zu arbeiten, erfordert ein umfangreiches Studium der Veterinärmedizin. Es geht weit über die Behandlung von Haustieren hinaus, da Tierärztinnen auch in der Landwirtschaft, Forschung und in der öffentlichen Gesundheit tätig sein können. Die Erfüllung bei dieser Arbeit liegt oft in der Möglichkeit, kranken Tieren zu helfen, Leiden zu lindern und Leben zu retten. Allerdings ist diese Berufung auch mit viel Stress verbunden, speziell beim Einschläfern von Tieren. Der emotionale Druck und die hohe Suizidrate bei Tierärzt:innen sind Schattenseiten, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Zudem erfordert die Arbeit als Tierärzt:in Wochenenddienste und Rufbereitschaft, speziell, wenn man sich dafür entscheidet der Berufung, als Unternehmerin zu folgen. Die Herausforderungen dieser Belastungen sind ein erhöhtes Burn-out-Risiko, das Risiko an Depressionen zu erkranken und familiäre Schwierigkeiten.

Die Ausbildung zur Hundefriseur:in erfordert in der Regel eine spezielle Fachausbildung, bei der Kenntnisse in der Hundepflege und im Haarschnitt vermittelt werden. Genaue Kenntnisse der Anatomie sind ebenfalls erforderlich, damit Verletzungen vorgebeugt werden kann. Erfüllung findet man in diesem Beruf vor allem durch den Aufbau von Vertrauen, Kundenbindung und Tierliebe. Die enge Zusammenarbeit mit den Tierärzt:innen ermöglicht es, bei eventuellen Problemen direkt vor Ort zu helfen. So kann es durchaus passieren, dass es zu kleinen Unfällen kommt, wenn ein Tier nicht stillhält oder ein Tier auch mal beißt. Das gehört sozusagen zum Berufsrisiko. Die Arbeit als Hundefriseur:in ist sehr zeitaufwendig und für die Hunderhalter:innen ist dieses Service eine finanzielle Belastung. Wenn man diese Berufung nicht mit der Tätigkeit als Tierärzt:in kombiniert, ist die Führung eines Ladens, der Tierzubehör verkauft empfehlenswert, um kostendeckend zu arbeiten.

Die Tätigkeit als Reitpädagog:in erfordert neben der Tierliebe eine spezielle Ausbildung. Je nach gewählter Ausbildung darf dann pädagogisch und/ oder auch therapeutisch gearbeitet werden. Die Berufung und Erfüllung in der Arbeit liegt darin, Kinder dabei zu unterstützen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und Probleme zu überwinden. Als Reittherapeutin dürfen auch Kinder mit Erkrankungen oder Einschränkungen betreut werden. Die Verbindung zwischen Mensch und Pferd ermöglicht es, emotionale, kognitive und motorische Defizite anzugehen. Der Umstand, dass Pferde nicht bewerten, bewirkt einen selbstbewussteren und selbstsichereren Umgang der Kinder mit den Tieren, als sie ihn sonst an den Tag legen. Durch besondere Übungen, wie z.B. auf einem Pferderücken zu stehen, verkehrt herum sitzend oder schnell zu reiten, werden die Kinder gestärkt und können dieses Gefühl mitnehmen. Wetterbedingungen können jedoch eine Herausforderung sein, vor allem im Winter, wenn viel Schnee liegt.

Als Pferdegestützter Coach:in ist eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin erforderlich, kombiniert mit einer speziellen Zusatzausbildung zur Pferdegestützten Coach:in. Die Berufung und Erfüllung in dieser Arbeit liegt darin, Menschen bei der persönlichen Entwicklung und Problemlösung zu unterstützen und gleichzeitig Tierliebe zu leben. Die Nähe und Ruhe, die Pferde vermitteln können, schaffen eine besondere Atmosphäre für das Coaching. Pferde sind zudem ausgesprochen einfühlsam und können Emotionen wunderbar spiegeln. Auf diese Weise machen sie die Gefühle der Klient:innen sichtbar und bewusst. Allerdings sind auch die Kosten für die Pferdehaltung und -pflege hoch, und Wetterbedingungen können die Arbeit beeinflussen.

Neben den genannten Berufungen gibt es noch viele weitere spannende Möglichkeiten, mit Tieren zu arbeiten und Tierliebe täglich zu praktizieren. Dazu gehören unter anderem Tiertrainer:in, Zoolog:in, Biolog:in, Verhaltensbiolog:in, Tierhändler:in, Transportarbeiter:in für Tiertransporte, Tiertrainer:in für Rettungshunde, Bergrettungshunde, Polizeihunde und viele mehr. Jeder Beruf erfordert eine ganz eigene Ausbildung, die unterschiedlich lange und umfangreich sein kann und eröffnet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, Tiere zu unterstützen und sich beruflich zu entfalten.

In dieser Folge von “Baba Hamsterrad, Servus Berufung” habe ich gemeinsam mit Alexandra Gillich-Brandstätter verschiedene Berufe und Berufungen im Bereich der Arbeit mit Tieren beleuchtet. Wir haben betrachtet, welche Ausbildungen erforderlich sind, welche Erfüllung sie mit sich bringen können und welche Herausforderungen es zu bewältigen gibt. Denn eines ist klar: Die Arbeit mit Tieren erfordert Hingabe, Leidenschaft und Verantwortung, aber ermöglicht auch, einen positiven Einfluss auf das Leben von Mensch und Tier zu nehmen.

Wenn du also nach beruflicher Neuorientierung und Erfüllung in einer Tätigkeit mit Tieren strebst und dir deine Tierliebe Berufung ist, dann wende dich gerne an mich oder höre in diese Podcastfolge hinein. Ich freue mich, von dir zu hören und bedanke mich ganz herzlich bei Alexandra Gillich-Brandstätter für ihre Zeit, Expertise und den Einblick in ihren Berufsalltag.

Deine Claudia