Man kennt das ja: die Kollegen im Job nerven, der Chef ohnehin und eigentlich ist man schon länger nicht mehr glücklich am eigenen Arbeitsplatz. In der Beziehung kriselt es schon seit einiger Zeit, aber seit Corona noch mehr. Und es stellt sich die Frage, ob sie noch tragfähig genug ist. Naheliegend wäre es, Situationen, die uns unglücklich machen, zu ändern. Warum tun wir das nicht? Warum nehmen wir oft einen jahrelangen Leidensweg in Kauf, anstatt etwas zu ändern?

Motivation

Ein wesentlicher Faktor, warum wir etwas ändern wollen, ist unsere Motivation. Grundvoraussetzung dafür ist emotionale Beteiligung. Solange alles happy peppy ist, gibt es keinen Grund zur Veränderung. Sind jedoch Gefühle beteiligt, gibt es zumindest Potenzial zur Veränderung. Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt dann von unserer Motivation ab.

„Weg-von“-Motivation – der Sprint

Gibt es eine sehr starke emotionale Beteiligung, könnte eine “Weg-von”-Motivation im Spiel sein. Sie kommt immer dann vor, wenn wir eine Situation gar nicht mehr aushalten und nur noch aus dieser rauswollen, also weg-von. Wir halten das Mobbing in der Arbeit nicht mehr aus, der Partner/ die Partnerin ist fremdgegangen, eine Diagnose zwingt uns das Rauchen aufzugeben usw.

“Weg-von” ist der Sprint unter den Veränderungsprozessen.

Es gibt am Anfang einen explosiven Schub und eine drastische Veränderung und oft nicht einmal einen Plan. Und wie das dann manchmal beim Sprint ist, geht einem nach kurzer Zeit die Luft aus. Entweder wir verfallen wieder in alte Gewohnheiten, oder wir kommen mit den neuen Lebensumständen nicht gut zurecht, wollen alte Beziehungen wieder kitten, suchen uns genauso schlechte Jobs wie vorher.

„Hin-zu“-Motivation – der Marathon

Gibt es Träume, Ziele oder Wunschvorstellungen, sind ebenfalls Emotionen beteiligt. Das sind jene, die schon als Kinder für unseren Traumberuf zuständig waren, und die latent noch immer da sind. Zum Beispiel auch Träume, was die Beziehung betrifft, z.B. die Vorstellung eine Familie zu haben, evtl. auch Kinder und ein Haus. Oft sind es auch Wünsche, in ein anderes Land zu ziehen, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Unternehmen aufzubauen oder eine neue Sprache zu erlernen.

Vielfach bleibt es bei diesen Wünschen und der damit verbundenen Sehnsucht oder sogar eine Unzufriedenheit, weil die Wünsche nicht umgesetzt werden. Haben wir ein solches Projekt dann doch mal gestartet und ein Ziel vor Augen, so haben wir es mit einer “Hin-zu”-Motivation zu tun. Diese ist vom Typ her eher ein Marathon. Zuerst braucht es mal viel Energie, um diesen Marathon überhaupt zu starten, dann einen Plan, wie man es angehen könnte und zum Schluss noch viel Ausdauer.

Stolpersteine auf dem Weg zur Veränderung

Egal aus welcher Motivation heraus wir ein Projekt starten oder auch nicht starten, kann es sein, dass wir in alte Verhaltensmuster zurückfallen oder Pläne wieder aufgeben. Dafür gibt es mehrere Gründe:

Unser Gehirn ist ein Gewohnheitstier
Abläufe, Verhalten und Muster sind gut in unserem Gehirn gespeichert. Um diese abzurufen, muss sich das Gehirn nicht anstrengen. Es ist, als ob es über die Autobahn fahren würde, alle Wege, die gegangen werden müssen, sind breit ausgebaut und haben wenig Hindernisse. Wollen wir etwas anders machen oder verändern, dann ist das, als ob es auf der Autobahn eine Abfahrt gäbe, die noch im Bau befindlich ist. Also eine unbekannte Strecke mit Hindernissen, Verengungen, Schrittgeschwindigkeit und Stau inklusive – wer mag das schon! Da ist die Versuchung natürlich groß, wieder auf die Autobahn zurückzukehren, also erneut mit dem Rauchen anzufangen, sich das Schnitzel schmecken zu lassen, den Sport auf morgen zu verschieben und beim Jobangebot weiterzublättern.

Verlust sticht Gewinn

Psychologisch gut untersucht ist das Phänomen, dass uns ein möglicher Verlust mehr schmerzt, als uns ein möglicher Gewinn freut. Als lustbetonte Individuen mögen wir keine Verluste. Wir arbeiten hart und erwirtschaften uns Wohlstand um den Preis, dass wir vielleicht unglücklich im Job sind. Trotzdem hält uns die Angst, diesen Wohlstand eventuell zu verlieren, davon ab, den Job zu wechseln. Diese eher pessimistische Grundeinstellung unserer Psyche sorgt für stabile Verhältnisse.

Genauso gut könnten wir davon ausgehen, dass die Veränderung unsere Situation verbessert, also wir z.B. eine interessantere Aufgabe, ein tolles Team, einen wunderbaren Chef oder mehr Einkommen gewinnen könnten. Der Preis dafür ist jedoch die Unsicherheit bzw. das Risiko. Vielfach wird ein eventueller Gewinn aus diesen Situationen dann auch dem Glück, den Umständen oder dem Zufall zugeschrieben, selten der eigenen Leistung.

Was kann helfen?

Gegen die Verlustangst hilft es, unterschiedliche Szenarien zu entwerfen. Was ist das Schlimmste, was passieren könnte? Was ist das Beste, was passieren könnte? Was ist das Wahrscheinlichste, was passieren wird?
Gegen das Gewohnheitstier in uns, hilft es, die Muster zu erkennen und Gegenstrategien zu finden, die mögliche Blockaden und Hindernisse umschiffen oder wirkungslos machen.

Gegen zu spontane “Weg-von“-Entschlüsse helfen sorgsam formulierte Ziel-Verwirklichungspläne. Gegen Durchhänger im “Hin-zu“-Marathon helfen Teilziel- und Durchhaltestrategien. Zusätzliche Tipps gibt es auf meiner Facebook-Seite https://www.facebook.com/claudiascheer.berufsundentscheidungscoach/

Individuelles Coaching

Wenn auch du Bereiche hast in denen du unzufrieden bist und etwas ändern möchten, sei es im Berufs- oder Privatleben, bietet ein Coaching die Möglichkeit Muster zu erkennen, Strategien zu entwickeln und Hindernisse aufzuspüren und zu beseitigen. Gerne unterstütze ich dich dabei, an Veränderungen in deinem Leben zu arbeiten, damit du deine Ziele und Wünsche erreichen kannst.

Deine Claudia