Ich bin sauer. So stinksauer! Just knapp vor dem internationalen Frauentag am 8. März fällt unserem Arbeitsminister ein, dass die Menschen länger arbeiten sollen und vor allem jene, die Teilzeit arbeiten oder stattdessen weniger Sozialleistungen erhalten sollen. Und das nach drei Corona-Jahren und einem Jahr extremer Inflation. Aus Angst vor der bevorstehenden Pensionspleite, volkswirtschaftlich gesehen durchaus wichtig, werden gleich alle Menschen, die nicht über 32 Stunden pro Woche arbeiten, über einen Kamm geschoren.

Frauentag: 19% Gender-Pay-Gap

 

Denn es ist, wie es ist, die meisten Teilzeitarbeitenden Menschen sind Frauen. Und das ist nicht der Fall, weil Frauen faul sind, sondern weil es sich für die Männer nicht lohnt, sich der Kinderbetreuung zu widmen, bekommen sie doch die eindeutig besseren Gehälter. Ca. 19 % macht der Lohnunterschied, Gender-Pay-Gap genannt, zwischen Männern und Frauen für die gleiche Tätigkeit aus. Und weil das Land „Soldaten“ oder zumindest zukünftige Steuerzahler braucht, unterbrechen Frauen gleich mehrmals in ihrem Arbeitsleben ihre Karriere. Aber welche Karriere?

Niedriglohnsegmente leben zu einem großen Teil von der Tatsache, dass Frauen dank ihrer familiären Verpflichtungen nur ein paar Stunden arbeiten können. Nun ja, wenn es eine entsprechende Kinderbetreuung gäbe, die man sich auch leisten kann, wäre das natürlich eine andere Sache. Aber abgesehen von Wien, schaut es da mit dem Angebot ziemlich mau aus. Kindergärten, die oft nur bis zu Mittag offen haben oder solche wo Eltern respektive Mütter schief angesehen werden, wenn ihr Kind am Nachmittag auch im Kindergarten sein muss. Kindergärten, die erst um 8 Uhr öffnen, wo für viele die Arbeit schon begonnen hat oder zumindest beginnen sollte. Kindergärten, die im Sommer einfach vier Wochen zusperren, ohne einen Ersatzplatz zur Verfügung zu stellen.

Frauentag: Kindergärten werden gesperrt

In Wien ist die Situation auch nicht besser. Die Vorlaufzeit für einen städtischen Kindergartenplatz dauert mehrere Jahre. Und derzeit sperren alle paar Wochen private Kinderbetreuungseinrichtungen zu, weil ihnen von der Stadt die Förderung entzogen wird. Die Kindergartenpädagoginnen (gendern ist hier nicht wirklich notwendig) müssen von einem Tag auf den nächsten ihren gesamten Urlaub nehmen und die Kinder stehen mit ihren Eltern auf der Straße. Wenn sie das Pech haben, dass sie zu diesem Zeitpunkt auch noch einen AMS-Kurs besuchen, den sie wegen mangelnder Kinderbetreuung dann eben nicht mehr besuchen können, verlieren sie auch noch den AMS-Bezug, weil die Vermittlungsfähigkeit nicht gegeben ist oder sie verlieren ihren Anspruch auf Sozialhilfe, weil sie dann nicht mehr beim AMS gemeldet sind. Das alles spiegelt sich dann in den Pensionshöhen von Frauen wider, wo die durchschnittliche Frauenpension € 700,- unter jener von Männern liegt. Und, liebe Politiker:innen, wenn ihr nicht wisst, wie das geht, eine vernünftige Kinderbetreuung zu organisieren, dann schaut euch die nordischen Länder an. Die haben das nämlich schon geschafft.

Frauentag: Geringfügige Beschäftigung

In Bezug auf die Pensionen möchte ich hier auch diesen Unfug mit geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen eingehen. Bei dieser Beschäftigungsform können ca. € 500,- pro Monat dazuverdient werden, ohne dass dafür Sozialabgaben oder Steuer gezahlt werden müsste. Lediglich ein minimaler Aufwand für Unfallversicherung ist zu begleichen. Und was fällt dem Arbeitsminister dazu ein: die Arbeitnehmer:innen sollen diesen Steuervorteil verlieren! Da bin ich strikt dagegen! Es sollen gefälligst Arbeitsnehmer:innen und Arbeitgeber:innen den vollen Sozialversicherungsbeitrag und die Steuer bezahlen. Dann hört sich diese Ausbeuterei nämlich endlich auf. Dann werden gleich Voll- oder zumindest Teilzeitkräfte eingestellt, die ihre Bezüge ordentlich versteuern. Denn das trägt auch zur Erhaltung unseres Sozialsystems bei. By the way wird dann die Schattenwirtschaft auch ein wenig ausgehebelt.

Frauentag: Berufswünsche

Zum Abschluss möchte ich auch noch auf die Berufspräferenzen von Frauen eingehen. Es ist eine Tatsache, dass Frauen in sozialen Berufen wie Elementarpädagogik, Pädagogik und Pflege überrepräsentiert sind und in technischen Berufen unterrepräsentiert. Vielleicht sollte man nicht daran feilen, Mädchen und Frauen eine Ausbildung einzureden, die sie nicht wirklich interessiert, sondern stärkenorientiert vorzugehen und jene besonders gesellschaftlich relevanten Berufe zu fördern und gut zu bezahlen. So wie es generell dieser Gesellschaft besser gehen würde, wenn man es arbeitenden Menschen leichter machen würde, ihre beruflichen und familiären Pflichten unter einen Hut zu bringen, wie das z.B. in Großbritannien mit einer großen Studie zur 4-Tage-Woche gut belegt wurde.

Frauentag: Neue Vorzeichen?

Es würde mich sehr freuen, wenn ich es noch erleben könnte, dass Frauen nicht der Spielball ökonomischer Verhältnisse sind und je nach Weltlage entweder an den Herd, in die Rüstungsbetriebe oder in geringfügige Niedriglohnjobs gedrängt werden. Ich setze meine Hoffnung in die Kraft aller Frauen, für ihre Interessen einzustehen und ihre Stärken zum eigenen Vorteil einzusetzen, damit wir zukünftige Frauentage unter anderen, positiveren Vorzeichen begehen können.

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Deine Claudia